Impfen beim Hund: Wie Du die richtige Entscheidung triffst.
Viele Hundehalter:innen fühlen sich beim Thema Impfen unsicher oder unter Druck. Hier erfährst Du, wie Du Schritt für Schritt eine selbstbewusste Entscheidung für die Gesundheit Deines Hundes triffst – jenseits von Routine und Angst.
Warum das Thema Impfen so polarisiert
Wenn es um Impfungen geht, entstehen bei vielen Hundehalter:innen Unsicherheiten, Sorgen oder Frust. Manche impfen routinemäßig, weil es der Tierarzt empfiehlt. Andere sind verunsichert durch Berichte über Nebenwirkungen, Überreaktionen oder die Sorge, dem eigenen Hund zu viel zuzumuten.
Doch was ist wirklich sinnvoll? Was ist veraltet? Und worauf kommt es heute an?
In meiner Arbeit begegne ich vielen Menschen, die genau diese Fragen bewegen. Sie spüren: „Ich möchte verstehen, was hinter den Empfehlungen steckt“ – um für ihren Hund selbst bestimmt und gesund entscheiden zu können.
Denn: Impfen ist kein Schwarz-Weiß-Thema. Es geht nicht um „dafür“ oder „dagegen“, sondern um das richtige Maß – abgestimmt auf Deinen Hund, Euren Alltag und sein individuelles Risiko.
Mit diesem Beitrag möchte ich Dir zeigen, worauf es bei Impfentscheidungen wirklich ankommt – jenseits von pauschalen Regeln oder Gewohnheiten.
Die drei häufigsten Fragen rund ums Impfen beim Hund
Wenn Hundehalter:innen zu mir kommen, tauchen immer wieder drei zentrale Fragen auf:
1. Welche Impfungen sind für meinen Hund wirklich sinnvoll?
Viele Praxen verwenden Kombinationsimpfstoffe mit bis zu sechs Komponenten – darunter auch gegen Krankheiten, die kaum noch auftreten. Ein Beispiel: Die Impfung gegen Hepatitis contagiosa canis (HCC). Laut Ständiger Impfkommission (StIKo Vet) ist diese Erkrankung in Deutschland extrem selten. Die Impfung wird daher nur noch in Einzelfällen empfohlen.
Dennoch ist der Wirkstoff in nahezu allen 5- oder 6-fach-Impfstoffen enthalten. Einzelimpfstoffe wären zwar verfügbar, werden aber selten gelagert.
👉 Mein Tipp: Frage gezielt nach Impfstoffen, die nur das enthalten, was Dein Hund wirklich braucht – das schont sein Immunsystem.
2. Was solltest Du bei Reisen, Hundeschule oder Tierschutzhund-Kontakt beachten?
Der Impfbedarf hängt stark vom Umfeld ab:
- Bei Reisen ins Ausland ist Tollwut Pflicht.
- In südlichen Ländern kann Schutz vor Leishmaniose oder Babesiose sinnvoll sein.
- Kontakt zu Tierschutzhunden kann das Infektionsrisiko erhöhen.
- Bei Stallbesuchen lohnt der Blick auf Leptospirose, übertragbar durch Nagetier-Urin.
👉 Mein Tipp: Sieh Dir Euren Alltag genau an: Wo seid Ihr unterwegs? Welche Kontakte hat Dein Hund regelmäßig? Daraus lässt sich ein individueller Impfbedarf ableiten.
3. Wie gefährlich ist eine Krankheit wirklich?
Zwei Fragen helfen bei der Einschätzung:
- Wie schwer ist der Krankheitsverlauf im Ernstfall?
- Ist sie übertragbar auf andere Tiere oder Menschen?
Beispiel: Staupe und Parvovirose verlaufen oft schwer – besonders bei Welpen oder geschwächten Tieren. Hier ist ein Impfschutz meist sinnvoll. Andere Krankheiten verlaufen milder und lassen mehr Spielraum.
Offizielle Empfehlungen: Die StIKo Vet
Die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) gibt Impfempfehlungen für Deutschland heraus. Viele Tierärzt:innen orientieren sich daran – es ist eine hilfreiche Orientierung, aber kein starrer Fahrplan.
Core- und Non-Core-Impfungen:
- Core-Impfungen: für alle Hunde empfohlen (Staupe, Parvovirose, Leptospirose)
- Non-Core-Impfungen: je nach Umfeld sinnvoll (Tollwut, Zwingerhusten)
👉 Wichtig: HCC zählt offiziell zu den Non-Core-Komponenten, wird aber laut StIKo Vet kaum noch empfohlen. Trotzdem ist sie in vielen Kombi-Impfstoffen enthalten.
Kombi-Impfstoffe: Bequem, aber kritisch zu hinterfragen
Für Praxen sind Kombiprodukte praktisch. Doch sie enthalten oft Impfstoffe, die für den individuellen Hund unnötig sind. Einzelimpfstoffe wären verfügbar – müssen aber aktiv angefragt und bestellt werden.
💡 Mein Tipp: Frag nach, welche Impfstoffe verwendet werden – und ob es Alternativen gibt. Je individueller die Impfung, desto besser für Deinen Hund.
Unterschiede: Welpe, Erwachsener, Senior
- Welpen: Beginn meist ab der 8. Woche. Amerikanische Immunologen empfehlen jedoch: ab der 12. Woche. Zum Beispiel reicht laut der Gebrauchsanleitung von Intervet eine einzige Impfung in der 12. Lebenswoche zur Grundimmunisierung gegen Parvoviren aus.
- Erwachsene Hunde: Nach der Grundimmunisierung reicht oft eine Auffrischung alle drei Jahre.
- Senioren: Bei älteren Hunden mit Vorerkrankungen lohnt ein besonders kritischer Blick.
👉 Merke: Impfentscheidungen sind immer individuell. Augenmaß und Erfahrung sind entscheidend.
Drei typische Denkfehler – und was wirklich stimmt
„Mein Hund muss jedes Jahr gegen alles geimpft werden.“
Falsch. Viele Impfstoffe wirken länger als ein Jahr. Jahresimpfungen basieren häufig auf Routine und Haftungsfragen der Praxis, nicht auf medizinischer Notwendigkeit.
„Nur mit kompletter Impfung darf ich in Hundeschule oder Pension.“
Häufiger Irrglaube. Viele Einrichtungen verlangen Impfungen, aber was genau gilt, ist oft verhandelbar.
„Je mehr geimpft wird, desto besser geschützt ist mein Hund.“
Falsch. Jede Impfung ist ein Eingriff ins Immunsystem. Zu viel oder zu häufig kann belasten – besonders bei sensiblen oder älteren Hunden.
Wie Du eine gute Impfentscheidung triffst
Diese Fragen helfen Dir:
- Wie hoch ist das Infektionsrisiko?
- Wie schwer ist der Krankheitsverlauf?
- Ist die Krankheit übertragbar?
👉 So triffst Du Entscheidungen mit klarem Verstand und ohne Druck.
Alternativen: Einzelimpfstoffe & Titerbestimmung
Einzelimpfstoffe für Staupe & Parvo sind verfügbar, aber oft nicht auf Lager.
👉 Tipp: Schon bei der Terminvereinbarung ansprechen und gezielt nachfragen.
Praxis bietet keine Einzelimpfstoffe an?
- Andere Praxis suchen
- Kombi-Impfung ggf. bewusst wählen
- Auf stabilen, stressfreien Zustand Deines Hundes achten
Titerbestimmung zeigt, ob Dein Hund noch geschützt ist. Besonders sinnvoll bei:
- Vorerkrankungen
- Unbekannter Impfgeschichte
- Senioren
- Wunsch nach bewusstem Impfen
👉 Achtung: Nicht als Ersatz für Tollwutimpfung bei Auslandsreisen anerkannt.
Mein Fazit als Heilpraktikerin für Mensch & Hund
Ich bin weder Impfgegnerin noch uneingeschränkte Befürworterin. Ich bin Heilpraktikerin – mit Respekt für die Individualität jedes Hundes.
Auch innerhalb der Veterinärmedizin gibt es unterschiedliche Meinungen zur Wirksamkeit und Notwendigkeit einzelner Impfstoffe. Was heute Standard ist, kann morgen bereits überdacht werden.
Laut Pharmakovigilanzreport immunologischer Tierarzneimittel (Bundestierärztekammer, Stand 25.09.2024) traten die meisten Spontanreaktionen bei immunologischen Arzneimitteln bei Hunden auf – 47 % davon standen im Zusammenhang mit Impfstoffen.
Die häufigsten Nebenwirkungen:
- Hautreaktionen, Juckreiz, Nervosität
- Erbrechen, Durchfall
- Atemnot, Kreislaufprobleme
- Krampfanfälle
Das sind keine Argumente gegen Impfungen, aber sehr wohl ein Anlass, genauer hinzusehen. Viele Impfstoffe (z. B. gegen Staupe oder Tollwut) müssen nur alle drei Jahre verabreicht werden – trotzdem wird oft jährlich geimpft.
👉 Mein Wunsch an Dich:
Entscheide Dich bewusst für das, was zu Deinem Hund passt.
Für seinen Alltag, seine Belastbarkeit, seine Gesundheit.
Wenn Du magst, begleite ich Dich gerne dabei.
💬 Und jetzt interessiert mich:
Welche Erfahrungen hast Du mit Impfentscheidungen gemacht? Gab es Unsicherheiten oder Momente, in denen Du Dir mehr Unterstützung gewünscht hättest?
👉 Schreib mir gern – ich freue mich auf den Austausch.
Herzlichst,
Deine Judith
Heilpraktikerin für Mensch & Hund
Gründerin der Akademie für Hundegesundheit
